Tenaya Tarifa Kletterschuhe – Test

Kletterschuhe  Tenaya Tarifa – kurzes Review

Vorgeschichte zu diesem Kletterschuh

So sieht er aus, der neue Spanier

So sieht er aus, der neue Spanier

Tenaya hielt ich persönlich immer für eine weitere Kopierfirma, die bewährte Five Ten Kletterschuhe „weiterentwickelte“. Diese Annahme war jedoch völlig unberechtigt, als ich mich dann doch dazu durchgedrungen habe den Oasi zu testen. Diese Kletterschuhe überzeugten mich, obwohl die Passform nicht mit meinem Körper übereinstimmte. Diese positive Erfahrung änderte meine Meinung zu Tenaya, so dass ich ohne zu zögern das neue Modell mit dem Namen Tarifa, direkt nach deren Erscheinen in Deutschland orderte. Ob meine Erwartungen erfüllt wurden, und ob die Kletterschuhe was taugen, kann man in diesem Bericht nachlesen.

Optik und Verarbeitung

Das gelbe Band sticht bei diesen Kletterschuhen hervor

Das gelbe Band sticht bei diesen Kletterschuhen hervor

Was beim Oasi Blau als Kontrastfarbe angewandt wurde, ist es beim Tarifa das knallige Gelb. Das in dieser grellen Farbe gehaltene Fersenspanngummi ist aber auch das einzige farbenfrohe Element im Design dieses Modells. Diese Kletterschuhe sind im Prinzip ziemlich trist und bestehen größtenteils aus einer grau-weißen Farbe. Die sonstige Optik ist relativ unspektakulär und wenig auffällig. Das scheint bei Tenaya für die Gesamtheit ihrer Modelle zu gelten. Dennoch ist Tarifa kein hässliches Entlein und überzeugt mit einfachen Details und stimmigen, schlichten Optik.

Dowturn? eher ein Upturn...

Dowturn? eher ein Upturn…

Die Verarbeitung ist wirklich gut. Wie ich bereits beim Tenaya Oasi feststellen konnte ist auch Tarifa erstklassig verarbeitet. Alle wichtigen Verbindungsbereiche sind untrennbar mit einander verbunden. Selbst die immer so fehleranfälligen Verklebungsstellen weisen keinen überschüssigen Kleber auf, was auf die Qualität der handwerklichen Griffe in Spanien schliessen lässt. Der gesamte Kletterschuh drückt eine ganz feine und bis ins Detail wohl überlegte Herstellungspolicy aus. Tarifa wirkt filigran, aber nicht zerbrechlich, schick aber nicht prollig – eine wirklich gute Arbeit!

Konstruktion

Optisch ist die Sohle 1X1 wie beim OASI

Optisch ist die Sohle 1X1 wie beim OASI

Rein äusserlich entdeckt man bis auf die Schnürung keine großen Unterschiede zu Oasi. Die Sohle ist ähnlich geformt und konzipiert, die Ferse sieht nahezu identisch aus, die Mesh-Slipper-Zunge ist ebenfalls vom Oasi übernommen. Das Obermaterial aus Polyurethan (Lycra) ist dünn und weich. Die schmale und sehr spitze Zehenbox ist überzogen mit einer Toe-Hook Patch Konstruktion, die an den für Tos Hook wichtigsten Stellen für den nötigen Grippe sorgt. Die Ferse ist leider nicht vollgummiert, was beim Hooken 2 Probleme mit sich bringt: 1. Ablösung des Gummis, 2. weniger Grip auf der nicht gummierten Stelle. Die Sohle ist jedoch nur optisch ohne jeden Unterschied zum Oasi. Unter der 3,5mm dicken Schicht Vibram XSGrip Gummi versteckt sich eine ordentliche Zwischensohle aus Polyamid. Diese verleiht dem Tarifa eine signifikante Steifigkeit.

Diese Schnürung funktioniert 1A

Diese Schnürung funktioniert 1A

Aus meiner Sicht ist dies auch der einzige wesentliche Unterschied zum doch recht weichen Oasi. Die gut sichtbare Schnürung ist von der schnellen Sorte und würde den Namen Quicklace verdienen. Drei Laschen und ein gestanztes Loch führen die dünnen und gleitwilligen Schnürsenkel so gut, dass man mit einem Zug die Kletterschuhe tatsächlich am Fuß fest bekommt. Die Schnürsenkel lassen sich zu meiner Überraschung tadellos knoten, so dass man keine Angst haben muss, dass sie während der Aktion aufgehen könnten. Ein Kritikpunkt gilt der Meshzunge. Sie umschliesst zwar prima den Fußrücken, aber sie ist zu dünn um ihn wirkungsvoll vor dem Druck der sehr eng zugezogenen Schnürsenkel. Katana Laces sei aus meiner Sicht als mustergültiges Beispiel einer Lösung bei gleicher Konstruktion.

Passform und Größe von Tenaya Tarifa

Der zweite Zeh hat noch Platz, aber der Rest muss schon ägyptisch sein!

Der zweite Zeh hat noch Platz, aber der Rest muss schon ägyptisch sein!

Die Passform so wie die Größe entsprechen insgesamt dem Oasi. Für meinen breiten quadratischen Fuß ist die Form der Zehenbox nichts. Die kleinen Zehen werden massiv aufgestellt, während der große Zeh kaum aufgestellt wird. Zudem ist der Schnitt sehr valguslastig – das heißt, dass der große Onkel Richtung Mitte gedrückt wird. Aus meiner Sicht sind solche Kletterschuhe prädestiniert dafür mit der Zeit Fußprobleme zu verursachen. Die Ferse sitzt zwar ganz stramm, hat aber hier und da in der Spitze (Fersenboden) etwas Luft. Das wirklich gute an dieser sehr hoch reichenden Ferse ist die Tatsache, dass sie keine Achillessehnen Probleme bei mir ausgelöst hat. Vom saugenden Sitz des Fersenspanngummis und des steilen Winkels erinnert mich dieses Exemplar an Mad Rock Shark 2.0. Der Unterschied ist nur, dass man Shark 2.0 deutlich schlechter ausziehen kann.

Die Passform ist schmal - keine Frage

Die Passform ist schmal – keine Frage

Die Größe des Tarifa fällt genau so wie aus, wie beim Oasi. Für mich mit der Strassenschuhgröße von 42,5-43 EU ist 6,5 UK die richtige Wahl. Kleiner geht es aufgrund der schmalen Form nicht, obwohl die Länge theoretisch kürzer sein könnte. Diese 6,5 Uk entspricht in etwa der 40 – 40,5 EU von La Sportiva. Für alle La Sportiva-Kenner heißt es also die bewährte Größe in UK Size übersetzen. Für alle Tenaya Profis heißt es die bewährte Oasi Größe zu bestellen. Für alle anderen gilt die Formel: Strasse – 2,5 Größen = Minimalgröße. Diese Angabe kann bei Menschen mit schmalen Füßen und ägyptischen Fussform etwas anders ausfallen, da sie denke ich auch eine kleinere Größe verkraften könnten (sprich in meinem Fall eine 6 UK). Nach den EU Gr. würde ich bei Tenaya nicht gehen, da die 6,5 UK als 40 EU auf dem Karton angegeben ist. Insgesamt ist die Passform perfekt für schmale Füße mit ägyptischen griechische Zehenformen.

Performance – wie klettern sich diese Kletterschuhe

Sieht komisch aus - funktioniert aber einwandfrei

Sieht komisch aus – funktioniert aber einwandfrei

Diese Kletterschuhe taugen mir persönlich deutlich mehr als der Oasi. Der Grund ist die steife Sohle. Da hat Tenaya alles richtig gemacht: sie hat die positiven Eigenschaften von Oasi behalten und diese etwas „verstärkt“, um auch im flacheren Gelände ähnlich perfekte Fußarbeit an den Tag legen zu können.  Im Klartext heißt es, dass die Präzision geblieben ist, die Sensibilität für einen steifen Kletterschuh nicht von schlechten Eltern ist und die Flexibilität als ausreichend bewertet werden kann.

Präzise, stabil, sensibel

Präzise, stabil, sensibel

Wesentlich bei der Beschreibung dieses Bereichs ist der Fakt, dass man „out of the box“ sofort am eigenen Limit performen kann, ohne sich an die Form und die Funktion des Schuhs gewöhnen zu müssen. Mit jeder Route, mit jedem Boulder, wird der Support der Sohle jedoch immer geringer. Ich schreibe diesen Effekt der nicht ganz optimalen Passform zu. Auf der anderen Seite spricht es für die Tendenz des Tarifa zum Weichwerden.

Ferse hookt ganz ordentlich

Ferse hookt ganz ordentlich

Ich konnte alles was ich treten wollte, treffen und belasten. Nur beim „Saugen“ an glatteren Tritten hatte ich Probleme und rutschte ab und an weg. Auch das ist die Sache der Sohlenbeschaffenheit – mit einer steifen sohle kann man eben nicht so gut an Strukturen ziehen wie mit einer weichen – eine klare Sache. XSGrip ist eine Super Wahl, die neben optimalen Gripp auch noch sehr faire haltbarkeitswerte liefert.

Toe-Hooken geht wirklich prima

Toe-Hooken geht wirklich prima

Das Hooken gelingt überraschend gut, wobei ich beim testen den Tarifa keinen extremen Hooks ausgesetzt habe. Das Toe-Hooken ist sehr überzeugend und gefiel mir bei einer ähnlich steifen sohle besser als beim Five Ten Hiangle. Ob man die nicht gummibedeckten Stellen an der Zehenbox irgendwann zerstört kriegt, kann ich nur mutmaßen. Dünnes, ungeschütztes Material ist in Verbindung mit wildem Toe-Hooken in der Halle immer ungünstig. Die Zeit wird es zeigen!

Fazit zu Tarifa Kletterschuhe

Ein Geschenk für schmale Füße und Klettern an kleinen Tritten

Ein Geschenk für schmale Füße und Klettern an kleinen Tritten

Für mich persönlich macht Tenaya Tarifa mehr Sinn als Oasi, da ich ihn in mehr Situationen einsetzen kann. Ich kann ihn als Boulderschuhe für Halle und Fels genau so gut nutzen wie zum Klettern von Routen. Tarifa passt sich sehr schnell (2 Sessions) an den Fuß an und ist bei passenden Fußform sehr angenehm und komfortabel. Leider kann ich nicht behaupten, dass diese Kletterschuhe super günstig sind. Jeder sollte für sich entscheiden, ob er 130 EUR für Tarifa oder andere Modelle mit ähnlichen Ausrichtung (Testarossa, Instinct, Quantum) ausgibt. Aus meiner Sicht entscheidet bei meinem Entscheidungsbeispiel unter dem Strich die Passform, deshalb kann ich jedem nur empfehlen alle und Frage kommenden Kletterschuhe einfach durchprobieren. Die Performance stimmt genau so wie Komfort – Tenaya tarifa bekommt von mir jedenfalls eine positive Empfehlung.

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4 Antworten zu Tenaya Tarifa Kletterschuhe – Test

  1. fella schreibt:

    Find den Schuh super. Hab einen Ägyptischen Fuß, Straßenschuhgröße 47 und hab nun den Tarifa in UK 10.5 (45.5). Passt sehr gut auch die Ferse sitzt eng. Hatte bisher nur Madrock Drifter und Rock Pillar Rebel QC die mir beide von der Zehenbox her nicht so gepasst haben. Haben beide den großen Zeh soweit aufgestellt das ich wenig Platz auf der Oberseite habe. Nicht ganz Teile ich (mit meiner Fußform) die Auffassung das der Tarifa dafür predestiniert ist Zehenprobleme (Vallguslastig) zu verursachen. Mit meiner eher germanischen Fuß (sehr kleiner Winkel zwischen großem Zeh und dem benachbarten) passt es wirklich sehr gut. Total begeistert bin ich vom stehen auf kleinen Tritten und dem Feedback den dieser Schuh gibt, ich kann damit ohne hinzuschauen viele kleine Tritte ertasten.

    Vielen Dank für die ausführlichen Tests hier!!! Weiter so, hilft unglaublich…

  2. wer schreibt:

    Bin mit den Schuhen super zufrieden. Würde die Einschätzung im Vergleich zu den Oasi teilen. Von der Größe her: hab den Ra in UK 7.5 und den Tarifa 6.5
    Für schmale griechische Füße herrlich, super Performance und keine Schmerzen ; )

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